Tja, es ist wie so oft, eigentlich wie immer: Das Entscheidende in einer Kommunikation ist das, was ankommt, also wie es verstanden wird, also wie die/der Zuhörende es im Moment wahrnimmt. Diese Wahrnehmung ist niemals objektiv (schade auch!), sondern immer subjektiv! Sie ist für die/den Zuhörenden also immer richtig, immer wahr. Das macht es nicht leichter! Bereits der Grundsteinleger der Kommunikation, Paul Watzlawick ("Die Botschaft entsteht beim Empfänger" - ja, das müsste heute gegendert werden!) wußte darüber gut Bescheid, ebenso sein kongenialer Kollege Friedemann Schulz von Thun (Das "4-Ohren-Modell" der Kommunikation). Ihm gebührt das Verdienst, die etwas hermetische Sprache Watzlawicks in verstehbare Sätze gekleidet und den Erkenntnisprozess mit anschaulichen Skizzen beflügelt zu haben. Dafür sei ihm ewig Dank gesagt. 

Ob diejenigen, die auf irgendwelchen Kanälen im Netz irgendetwas veröffentlichen, von diesem Zusammenhang schon mal gehört haben? Je länger der Corona bedingte Ausnahmezustand andauert, desto schneller entwickelt sich  mein früherer Verdacht zur Gewissheit: Nein! Die allermeisten reden einfach drauflos, völlig frei vom Wissen um die Sensibilität von Sprache, Form und Syntax, unbeschwert von der Erkenntnis, dass Kommunikation mehr ist als die Weitergabe von Informationen, und von der Wirkmächtigkeit von Sprache ahnungslos. Nur so ist zu erklären, dass die Verlautbarungen in Wort und Schrift beim Bemühen, das Ziel, das jede Art der Kommunikation hat, nämlich einen Dialog zu initiieren, oder zu befeuern, grandios scheitern. Es ist ein Geplapper, mit allen erdenklichen Phrasen, Allgemeinplätzen, Verallgemeinerungen angereichert, das die Verantwortung für den Inhalt schon in dem Moment abgibt, in dem er geschrieben wird. Mit vielen Worten nichts sagen ist eine zweifelhafte Kunst, auf die sich auch Politiker*innen gut verstehen. Nein, das gibt jetzt keine Politiker*innenschelte! Gleichwohl ist das Thema Herrschaftssprache ein zentraler Bestandteil der Kritik an unserer politischen Kultur! Allerdings muss eine solche Kritik substanziell sein, und konstruktiv eine Veränderung im Blick haben. Wenn schon das nicht, dann wenigsten eine geharnischte Polemik, in geschliffener Rhetorik, pointiert formuliert, überraschend argumentiert, in bisweilen rabiates Vokabular gewandet, immer persönlich, immer treffsicher, immer mit Esprit! Und immer als solche erkennbar. In der guten Tradition der Entrüstungsliteratur eines Joseph von Westphalens, z. B., oder, etwas aktueller, des zornigen Kabaretts von Georg Schramm als Lothar Dombrowski.

Wie dem auch sei. Ich sehe mich jedenfalls bemüßigt, ein Video zu kommentieren, über das ich bei facebook gestolpert bin. Angehängt war der Beitrag als Text, was mir die Kommentierung erleichterte! So kann in der anhängenden Datei "Gegenrede" sowohl der Text des Videobeitrags, wie auch, in farbigen Einschüben, mein Kommentar zu einzelnen Stellen nachgelesen werden. Hier geht's zur Gegenrede, und hier zum Youtube-Video. Da dieses Video eine Veröffentlichung des Kanals KenFM ist, dessen Begründer zurückhaltend als "umstritten" eingeschätzt wird, und der u. a. wegen antisemitischer Äußerungen beim RBB seinen Job verlor, möchte ich hier auch noch auf eine profunde Analyse weiterer Verlautbarungen des Namensgebers verweisen.

Posted by Michael Weisbarth

Schreibe einen Kommentar